Freitag, 7. August 2009

Gesammelte Werke

Nach langer Zeit habe ich nun endlich (!) den Zettelhaufen abgetippt, der seit einigen Monaten in einer meiner Papierablagen rumgammelt. Den Handschriften nach zu urteilen, handelt es sich um Katastrophenlyrik von Lina, Malte, Lisa und mir. Weil hier schon lange nicht mehr gepostet wurde, stelle ich einfach willkürlich alles Textmaterial rein - egal wie sinnfrei (weil ich es doch nicht ganz lassen kann: meine Liebling sind fett).

Meinen Nachbarn aus der Schlucht

traf der Zorn mit aller Wucht.

Bittere Rache gelobt!

Und die Mutter, ja sie tobt!

Töten will sie dieses Schwein.

Schibt ihn in den Mixer rein,

verschließt den Deckel ganz fest,

dass er sich nicht öffnen lässt.

Auf niemals wieder sprechen.


Du bist ne Bravotraube

und auf deinem Kopf

hast du ne Sahnehaube,

hat etwas von 'nem Topf.

Mit Deckel und mit Henkel

und mit freundlich weit gespreitztem

Ohr lausche ich dem Geplänkel

und denke: „Ach, wie reizend!“


Innere Medizin hilf!

Medikamente aus Schilf,

Verbände aus Klopapier.

Sauber zertrennt ein Rapier

dem schrecklich wütenden Stier

den Kopf vom Körper runter.

Er bleibt trotz allem munter,

er stößt ein letztes mal zu.


Hansdampf mit festem Handschlag

in dem silber Mondeslicht.

Auf der schwarzen Wiese lag

ein Pilze kotzender Wicht

an dem wunderschönen Tag,

litt seit Stunden an der Gicht.

In dem kalten Keller lag

ein gar hölzernes Gesicht.

Ich schmiss es in Omas Sarg.


Wie angewurzelt stehen

die Damen da und flehen.

Der Gemüsehändler schweigt

und lässt sie blutend gehen.

Ein Herz vertrocknet bebend.

Wo ist der Tag hin, oh Herr?

Liegts an den Lungen voll Teer?

Wir werden's niemals wissen.


Eines schönen Nachmittags

sah ich es schon vom Weiten.

Die rote Bibel von Marx

über diesen Tisch gleiten;

sie wurd gelesen des Tags.

Lesend geliebte Seiten.

Ich schrie: „Schlag das Buch zu, schlags!“

„Ich möchte auf euch reiten!“

„Der Gewalt zu trotzen: wags!“


Die Äbtissin pisste frei

in die Regenrinne rein.

Da hörte sie den lauten Schrei:

„So lass mich doch nicht allein!

Iss doch mal ein Frühstücksei

oder noch ein halbes Schwein!

Dort liegt auch noch Erbsenbrei,

kotz es aus, dann bist du rein,

lass es drin, dann bist du frei!“


Ich möchte Mitglied werden

im Verein für Blumeneschen

und Dünger

am Finger

am Ring im Ohr

am Staubsauger

habe ich keinen Gefallen,

lieber möchte ich ihn in die Ecke knallen.

Am liebsten ist mir die Putzfrau,

dann vermag ich mich zu benehmen wie die Sau.


Dafür gibt es ja Feuerbestattungen

100 geräucherte Heringe, denn

die Trauergemeinde ist hungrig und traurig.

Die Beerdigung war gar allzu schaurig.

Als man den Sarg in die Erde ließ,

sich die Holzkiste knarrend aufstieß.

Die Nägel sollten es verhindern.

Nur um den Schmerz zu lindern,

nahm ich Aspirin

und starb dahin.


Zebrastreifen auf Aspik,

liebste Mutti,

wie sehr hab ich dich lieb.

Mehr als meinen Freund, den Schwutti!

Und seine analfixierten Freunde,

die perversen Lederuschis

nehmen die Latten der Zäune

und verkloppen pinke Luschis.


Koffein und Kippen

bringen mich durch den Tag;

lass mich mal von der Tasse nippen,

probieren,was ich eh nicht mag.

Im Haifischbecken trinkt es sich schnell

bis der Fisch liegt auf dem Trocknen'

da liegt sich's gut, so generell,

drauf hab ich Bock, da bin ich Fan.


Drei Chinesen mit dem Kontrabass

ließen das Musieren lieber.

Die Ruhe ist gut – bereitet Spaß.

Laute müssen zu den Punkern rüber.

Bei ihnen werden sie bunt gefärbt

mit Fäusten und mit Stiefeln

zu praktisch' Ledertasch' gegerbt,

die nicht aufhört zu miefeln.


Der weiße Riese: Der Brocken,

der lokalste aller Berge,

auf dem die alten Hexen hocken.

Am besten schmecken geräucherte Zwerge.

Aber bitte ohne Bärte.

Hygienisch rasierte Männer

besitzen keine Härte

und keine Bunsenbrenner.


Mal trübe, mal klar,

mein Job in der Kläranlage

ist wunderbar.

Krisensicher – alle Tage.

Die Bankenkrise, sowie die Schweinegrippe

machen mir kaum zu schaffen.

So riskier ich ruhig ne dicke Lippe,

weil Friedenspfeifen andere paffen.


Einfach irgendein' Schrott

wurde mir geraten

und vertrau auf Gott,

der wird mich gut beraten.

Vielleicht dreht er mir nen Kühlschrank an;

FCKW-frei und Ökoklasse 1,

der fiel vom Laster auf der Autobahn.

Mir tut er leid, der Heinz.


Stein auf Stein,

das mit dem Häuschen

lass mal lieber sein.

Bemüh dich um dein Mäuschen,

verwöhn' sie ungebührlich,

schlag sie nur, wenn sie's braucht

und wenn nicht, dann auch, natürlich!

Tu es fester, auch wenn es dich schlaucht.


Zwei Nelken recken sich empor,

der Sonne fein entgegen.

Von irgendwo klingt ein Kinderchor,

die ihre Kontakte zu Jesus pflegen.

Dieser junge Herr hatte es nicht leicht,

hat man ihn doch auf's Kreuz genommen.

Verdammt noch mal – ihm hat's gereicht,

die Nägel sah er nur verschwommen.




Freitag, 10. April 2009

Karfreitag

Die Berge sind grau,

der Himmel in Flammen.

Wär' ich doch so schlau

nicht an der Wand lang zu schrammen.


Der Gehängte lacht nicht, wie

es sonst der Henker tut.

Ein letztes Mal mampft er den Brie,

Minuten später spritzt das Blut!


In Reimen geht dieses Gedicht

und das macht mir Spaß.

Doch schlägt das Reimen auf das Gewicht.

Wie ich dein Gesicht mit einer Maß

zerschlug und blutüberstömt

rasier' ich mir nun die Beine.

Ich werde von meiner Mutter verhöhnt,

denn ich verhöhnte deine.


Backe, backe Kuchen,

ich liege hier im Bett.

Zerklatsch' mir die Hufen,

kann nicht mehr laufen, werde fett.


Bräsig sitz' ich dann im Sessel

und kraul' genüsslich meine Eier.

Dort' entdeck' ich eine Nessel,

die hinterließ der liebste Freier.


Herr Lena, sag wie geht es dir,

was machen deine Tiere,

hast du auch einen roten Stier?

Trinkst du abends viele Biere?


Ich seh' dich nur noch verschwommen,

leise vernommen deine Beschwerde,

ich sitze am Schreibtisch, ganz benommen

vom Ritt mit der Büffelherde.


Du säuselige Freizeit, du.

Den ganzen Tag im Park,

viel Sonnebrand und ohne Schuh'

auf dass mir der Kreislauf versag'!


Ich springe in das kühle Nass,

die Mühle dreht sich, Wasserstrom.

Ich werde von der Strömung erfass',

es fehlt mir bald an Sauerstoffatom.


Blaue Augen in der Spree,

so sehr liebe ich dein Angesicht,

wenn ich dich seh, tut alles weh,

weil dann mein Herz vor Leid zerbricht.


Die Klippen schmeiß ich dich runter,

dein Kopf zerschellt auf Stein.

Der bleibt nicht grau, der Stein, wird bunter.

Kurz darauf isst dich das Schwein.

Blutüberströmt rasier ich mir die Beine

Es war einmal eine Schreibwerkstatt, die erfand eine Art von Lyrik, welche geradezu automatisch das Verderben anzog. Katastrophal lässt sich der Inhalt lesen, Schauer laufen in knappen Intervallen über Rücken. Gemeinsam verfasst, negative Energie gebündelt, Wahnsinn darstellend...die Geburtsstunde der post-apokalyptischen Katastrophengedichte!

Keines dieser Gedichte ist von weniger als zwei Personen verfasst und bis zur Fertigstellung wusste keiner den Verlauf des kompletten Gedichtes - daher ist nicht jeder Unsinn zwangsweise Intention ;)